Auf unserer Radtour durch Polen und Deutschland haben wir über 1000 km zurückgelegt.
Mit dem Zug sind wir durch Tschechien angereist. Bis Krnov, das liegt direkt an der polnischen Grenze. Von dort sind wir zum Fluß "Oder " gefahren, den wir dann ziemlich lang verfolgt haben .
Unsere Räder waren schwer beladen, so daß sogar starke Männer gestöhnt hatten, als sie mein Fahrrad hinten angehoben haben, wie schwer es ist.
Im Zug in Tschechien war es leider nicht möglich, das Gepäck auf den Rädern zu lassen. So hatten wir ganz schön zu tun, das Gepäck abzubauen und im Abteil zu verteilen. Der Schaffner von dem letzten Zug in Tschechien, der so eine Art Vorortzug war, wollte uns erst nicht mitnehmen, das heißt unsere Fahrräder, weil er scheinbar noch nie eine internationale Fahrradkarte gesehen hatte. Aber er hatte von den Passagieren jemand ausfindig gemacht der etwas Englisch sprach und so konnten wir es ihm erklären. Beim Gepäck Abbauen im letzten Zug habe ich im halben Wagen links und rechts die Gepäcknetze mit unseren 11 Packtaschen, 5 Schlafsäcken, 5 Isomatratzen und 2 Zelttaschen sowie 5 Lenkertaschen gefüllt. Aber die tschechischen Passagiere schienen dafür Verständnis zu haben.
Nachdem wir in Polen die erste Nacht auf dem Zeltplatz verbracht hatten und unter der Musik gelitten hatten, die andere uns in der Nacht zugemutet haben, wo wir eigentlich schlafen wollten, haben wir die nächste Nacht auf einer Kirschplantage verbracht, die sich gerade dazu anbot. Im Verlauf des Abends kam dann der Eigentümer vorbei und wollte wissen was wir da eigentlich machen. Da er ein wenig Deutsch sprach, konnte ich ihm erklären, daß wir eine Radtour machen und gern hier im Zelt übernachten wollen. Er hat es uns erlaubt und meinte als er unser Gepäck sah: "Das ist unmöglich" (im Sinne von: unglaublich). Wir haben gut dort geschlafen und haben es vorgezogen, die nächsten Tage auch wild zu zelten, dabei sind wir auf verständnisvolle Menschen gestoßen.
Lebensmittel zur Verpflegung zu bekommen ist in Polen gar nicht schwer, denn fast in jedem kleinen Dorf gibt es mindestens einen kleinen Lebensmittelladen. Das sind so richtige "Tante Emma- Läden". In einem Dorf hatten wir uns gerade unter Bäumen vor dem Regen untergestellt, als uns eine Frau einlud, doch auf ihr Grundstück zu kommen um uns dort unterzustellen. Es blieb aber nicht bei dem Unterstellen, denn die Polen sind sehr gastfreundlich und sie haben uns Tee angeboten. Bei den Leuten war gerade der Neffe zu Besuch und der sollte mittels Englisch die Fragen seines Onkels übersetzen. Aber er konnte so schlecht Englisch, das es nicht gut ging und der Onkel kurzerhand einen Übersetzer geholt hatte. Er kannte einen im Dorf der deutsch sprach und der wurde geholt. Und so konnten wir uns endlich austauschen. Kornelius hat sich derweil mit dem Neffen und seinen Freundinnen unterhalten.
    
 
Wir haben dann dort noch Abendbrot gegessen und in seinem Garten gezeltet und sind dann am Morgen nach dem Frühstück aufgebrochen um nach Breslau (Wroclaw) zu fahren.
In Wroclaw hat es uns als Radfahrer nicht so gut gefallen, denn der Verkehr war sehr stark und es gab kaum Radwege. Wir haben auf der Dominsel halt gemacht und uns den Dom angeschaut. Diese Dominsel war das ganze Gegenstück zu der Stadt, denn sie war so ruhig und der Lärm und die Hektik waren nicht mehr zu spüren.
Beim Herausfahren aus Wroclaw haben wir einen Oderdeich gewählt aber dieser führte uns unbemerkt einen Nebenarm entlang, so daß wir uns verfahren hatten. Wir sind nach Gefühl aus der Stadt heraus gefahren und hatten uns überraschen lassen wo wir denn ankommen werden.
Die idealen Zeltstellen sind die mit einer Badegelegenheit. Einmal hatten wir das Glück, so eine Stelle zu bekommen. Andere Polen zelteten auch dort und wir haben guten Kontakt mit ihnen haben können. Aber der Nachteil an dieser "idealen Zeltstelle" war, daß es entsetzlich viele Mücken gab, die sich im Sturzflug auf uns gestürzt hatten. Die Mücken haben keinen Unterschied gemacht ob sie einen Polen oder Deutschen stechen. Selbst ein großes Feuer, daß die Polen zur Vertreibung der Mücken angezündet hatten, hatte keine Wirkung. Die polnischen Nachbarn, wollten immer wieder von uns hören, ob es uns in Polen gefällt. Denn sie waren schon einmal in Deutschland und haben dort eine ablehnende Haltung der Deutschen gegenüber den Polen erfahren. Um so erfreuter waren sie, daß es hier Menschen gab, die gerne zu den Polen fahren und auch Kontakt mit ihnen suchen. Das haben sie dann auch in der Gastfreundschaft sich anmerken lassen und uns verwöhnt. Selbst am nächsten Vormittag, ich wollte gerade das Zelt abbauen, hatte uns ein anderer Pole aus der Umgebung eine Schüssel gekochte Nudeln gebracht, damit es uns gut geht und Brot und Speck (der zarteste Speck den ich jemals gegessen hatte - also alles vom Feinsten). Er wollte dabei auch immer wissen, ob uns Polen gefällt und ob wir die polnische Gastfeundschaft gut finden. Die Polen haben es wirklich sehr gut mit uns gemeint, vielleicht auch ein bischen zu gut, denn als wir dort weg waren, hatten wir mal wieder Zeit zu uns selbst zu finden.
Pünktlich einen Tag vor Christophs und Verenas Hochzeit waren wir in Jänkendorf angekommen, wo wir unser Zelt aufstellen durften. Am Sonnabend fand dann die Hochzeit in der Kirche von See (alles Orte bei Nisky in der Niederschlesischen Oberlausitz) statt.
    
 
Um uns nach der Feier, die schön war und sehr lange ging auszuruhen, sind wir noch den Sonntag dort geblieben. Dabei konnten wir Christoph und Verena beim Aufräumen helfen. Danach sind wir weiter mit dem Fahrrad durch den Spreewald gefahren. Da der Spreeradweg recht gut ausgeschildert und gut ausgebaut ist, ist es ein schönes Fahren. Aber nach Cottbus sind wir dann auch mal auf den Gurkenradweg, der sich dann wieder mit dem Spreeradweg vereinigt hatte, ausgewichen.
       Zeltstelle
 
Vom Spreewald sind wir dann in den Niederen Fläming gefahren, wo uns fast die Lebensmittel ausgegangen wären. Wir sind den ganzen Tag durch kleinere Ortschaften und Dörfer gefahren und anders als in Polen, gab es hier keine Lebensmittelläden. Als ich dann am Nachmittag in dem einen Ort mich nach einem Lebensmittelladen erkundigt hatte, hatte ich auch erfahren, daß die nächsten Orte auch keinen haben. Da blieb mir nichts anderes übrig als für ein Lebensmittelgeschäft zu beten. Und ich kam im nächsten Ort an (wo es ja auch kein Lebensmittelgeschäft gab) und hatte diesesmal nicht wie sonst üblich am Ortseingang gewartet, sondern bin noch ein Stück in den Ort gefahren, bis ich vor einem Laden stehen geblieben bin. Aber dieser Laden hatte keine Lebensmittel sondern nur Antiktrödel. Und wie ich noch so warte kommt ein fahrender Einkaufsladen vorbei und hält vor diesem Antikladen. Ich bin gleich hingestürzt und habe die wichtigsten und nötigsten Dinge eingekauft. Als die Kinder langsam eintrudelten, hatten sie auch noch Gelegenheit für ihr Taschengeld ein paar Süßigkeiten zu kaufen. Als letztes kam dann Sabine und hat den Kauf vollendet. Als wir fertig eingekauft hatten, war der fahrende Laden wieder abgefahren. Halleluja - das war sofortige Gebetserhörung. Bei einer Frau in dem Ort konnten wir noch unsere Wasservorräte auffüllen. So hatten wir wieder alles was wir brauchten und unsere Stimmung war wieder frohgelaunt. Vom Fläming sind wir in die Annaburger Heide gefahren. Wir hatten eine wunderschöne Stelle im Wald mit wenig Mücken. Aber in der Nacht bin ich von Discolärm geweckt worden, der aus dem nächstgelegenen Ort (ca. 1,5 - 2km Entfernung) kam. Da habe ich mir gesagt: "nicht einmal im Wald, bzw. in der Wildnis ist man davor sicher".
Von der Annaburger Heide ging es über die Elbfähre "Prettin" zur Dübener Heide. Von dort über die Muldenfähre bei Gruhna nach Leipzig.
Insgesamt war es eine schöne Tour mit nur wenigen vereinzelten Regenzeiten.